Am südlichen Ende des Dreiflüsse-Trachtengau Passau, direkt an der Grenze zwischen den Landkreisen Rottal-Inn und Passau befindet sich die Ortschaft Ering am Inn. Wie viele Ortschaften in der Umgebung, ist Ering durch den angrenzenden Fluss als Lebensader geprägt.

Dem Inn war es wohl zu verdanken, dass sich im 6. Jahrhundert bajuwarische Siedler ansiedelten, die dem Ort ihren Namen gaben. Vermutlich ließ sich eine Sippe mit einem Stammesältesten namens „Aero“ nieder. Dessen Leute waren also die „Aeringer“, woraus sich später der Name Ering bildete.

Ering ist der älteste genannte Ort aus der Region, es ist anzunehmen, dass herzogliche Beamte bereits vor 700 eine Kirche erbauen ließen. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 725, es handelt sich dabei um eine Schenkung von drei Anwesen von einem gewissen Uttinhus an die Kirche St. Stephan in Passau. In dieser Zeit musste Ering bereits eine stattliche Bevölkerung gehabt haben, da sich um einen herzoglichen Hof der Agilolfinger für gewöhnlich Geschäfts- und Handwerksleute ansiedelten.

Nach der Niederlage Herzog Tassilos gegen Karl den Großen gerieten die bayrischen Besitztümer unter der Herrschaft der fränkischen Könige. Am 29. Oktober 1009 schenkte Kaiser Heinrich II. sein Herrschaftsgut Ering dem Stift St. Stephan in Bamberg, welches in diesen Tagen gegründet wurde. In diese Zeit fällt auch die Gründung des Kloster Asbach, das neben einigen Besitzungen im Ort auch die Kontrolle über die Burgen Erneck und Frauenstein bei Ering hatten. Wohl eines der größten Ereignisse in dieser Zeit war ein Landtag am 17. September 1174, welcher von Herzog Heinrich dem Löwen in Ering abgehalten wurde.

Ende des 13. Jahrhunderts kamen die Bamberger Bischöfe allerdings in Geldnot, woraufhin Bischof Arnold seine Güter an die Grafen von Hals verpfändete. Ausgenommen von der Verpfändung war nur das Patronatsrecht auf die Kirche, auch das Recht auf Wiedereinlösung des Pfands, welches 238 Mark reinen Silbers betrug, behielt sich das Bistum Bamberg vor.

In den folgenden Jahrzehnten bauten die Grafen von Hals die Herrschaft über Ering aus, wobei die Burg Erneck der Mittelpunkt ihrer Regentschaft war. Während einer Auseinandersetzung zwischen den Herzögen Heinrich dem Älteren und Heinrich dem Jüngeren mit ihrem Bruder Otto wurde Erneck zerstört, da die Halser Partei für den später unterlegenen Herzog Otto Partei ergriffen hatten.

Im Jahre 1377 wurde die Herrschaft Ering durch die Rechtsnachfolger der Halser den Grafen von Leuchtenberg, an die Wittelsbacher verkauft. Der niederbayrische Erbfolgekrieg zwischen Pfalzgraf Ruprecht und Herzog Albrecht hatte weit reichende Folgen für den Ort. Die pfälzischen Truppen, die das Inn- und Rottal von Schärding aus verwüsteten, trafen auf 14000 Mann von Herzog Albrecht, die von Westen über Erding und Eggenfelden in das Inntal vorrückten. Im Verlauf der Kämpfe wurden das wieder aufgebaute Erneck, Frauenstein und Ering zerstört. Die Burg Frauenstein und der Ort selbst wurden später wieder aufgebaut.

Während der Auseinandersetzung hatten sich die Brüder Baumgartner mit ihrer besonderen Treue zu Herzog Albrecht ausgezeichnet, indem sie dessen Aufmarsch finanziell unterstützt hatten. Aus diesem Grund verkaufte Albrecht den Brüdern am 7. Februar 1508 die Herrschaft über Ering-Frauenstein, im selben Jahr wurde der Ort dem Landgericht Braunau zugeteilt. Die Familie Baumgartner blieb während der nächsten Jahrhunderte dominierend in Ering, sie wurde 1629 in den Freiherrn- und 1745 in den Grafenstand erhoben. Bis 1845 blieben die Baumgartners im Besitz von Ering-Frauenstein.

Durch Heirat ging Ering 1845 an den Freiherrn von Lerchenfeld, 1887 an den Freiherrn von Sedlnitzky über. Nach der Auflösung des Klosters Asbach in der Säkularisation wurde Ering am 2. Januar 1806 eine selbstständige Pfarrei. 1824 wurden im Landgerichtsbezirk aus 14 Steuerdistrikten 11 Gemeinden gebildet, darunter auch die Gemeinde Ering. Über 150 Jahre später wurde im Zuge der Gebietsreform der Nachbarort Münchham an die Gemeinde Ering angeschlossen. Am 1. Mai 1978 wurde mit der Gemeinde Stubenberg eine Verwaltungsgemeinschaft gebildet, welche ihren Sitz in Ering hat.

Bekannt geworden ist Ering durch das Europareservat „Unterer Inn“. Durch den Bau des Aluminiumwerks in Ranshofen war es notwendig, ein neues Wasserkraftwerk zu errichten. Die Bedingungen am Inn waren optimal für das Vorhaben, weshalb die Staustufe bei Ering errichtet wurde. Durch den Stausee entwickelte sich ein Feuchtgebiet von überregionaler Bedeutung, welches die im 19. Jahrhundert durch die Flussregulierung verloren gegangenen Auen ersetzte. Der Stauraum Ering-Frauenstein ist zwischen Hagenau und Heitzing/Eglsee mehr als 2 Kilometer breit.

Auf bayrischer Seite wurde das Feuchtgebiet 1972 unter Naturschutz gestellt und im „Ramser“-Abkommen international unter Schutz gestellt. Es wurden bisher etwa 300 verschiedene Vogelarten im Europareservat gesichtet, von denen sich durchschnittlich 100 – 120 im Jahresverlauf dort niederlassen. Zahlreiche Wanderwege und der Inntalradweg führen durch das Naturschutzgebiet, welche den Besuchern die Beobachtung von Flora und Fauna und das Genießen der Umgebung ermöglichen.

Auch wenn die Hofmark Ering auf den ersten Blick recht unspektakulär erscheint, blickt sie doch auf eine ereignisreiche Vergangenheit zurück. Und auch die Bedeutung des Europareservats „Unterer Inn“ machen die Gemeinde Ering am Inn zu einem Ort, der den Vergleich mit anderen Gemeinden nicht scheuen muss.

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